IN DEN OBSTGÄRTEN


Riehen, Inzlingerstrasse / Bockrainweg, Schweiz

Studienauftrag, 2021


Auftraggeber: Allreal Generalunternehmung AG, Glattpark (Opfikon), Schweiz


Team: Marco Zürn, Markus Stern, Anna Bertschi, Stefan Hörner, Hugh Scott Moncrieff, Andrea Tumova


In Zusammenarbeit mit Westpol Landschaftsarchitektur Basel, wh-p Ingenieure Basel, Bogenschütz AG Basel


 

 

 

Die vorgeschlagene, aufgelockerte Bebauungsstruktur an der Inzlingerstrasse in Riehen mit Doppel- und Zweifamilienhäusern reagiert auf die topographischen Begebenheiten. Alle Häuser sind analog zu den westlichen Nachbarn an der Inzlingerstrasse giebelständig mit Blick ins Autal ausgerichtet. Die vier ‘Häuser am Hang’ entlang der Inzlingerstrasse nehmen die perlenkettenartige, vom Fahrweg zurückgesetzte Bebauung, hinter einer grünen Kante auf. Durch den horizontalen Versatz des Baukörpers, wird der vorgefundenen, steilen Topographie Rechnung getragen.

 

Talabwärts, im flacheren Gelände, lockert sich die Bebauung mit den dreizehn ‘Häusern in der Au’ auf. Die vorhandenen Magerwiesen im Autal werden in Form von neu angelegten Obstwiesen talaufwärts fortgesetzt und verzahnen sich mit dem neuen Quartier. Die Siedlung “In den Obstgärten” setzt damit die im Schwarzplan erkennbaren Häusergruppen entlang der Täler und Hügelketten fort.

 

Für die Parzellierung der Gärten und die städtebauliche Setzung der insgesamt siebzehn Gebäude wurde ein gerastertes Netz aus Wegeverbindungen unterschiedlicher Ausprägung und Funktion über das Grundstück gelegt. Auf den, durch die Wege definierten Parzellen, werden die Gebäude entsprechend ebener Zugänglichkeit, Gefälle und Abstandsflächen platziert. Die Grundstücke werden mit Hecken, welche die Bewohner beim Kauf aus einem Toolkit aussuchen können, markiert.

Die Freiraumgestaltung greift die umliegenden Freiraumtypologien aus der Landschafts- und dem Siedlungskontext auf und verwebt sie miteinander. So ziehen sich Obstbäume über den gesamten Perimeter, offene Wiesenflächen und Saumgesellschaften bilden den „Kitt“ zwischen den privaten Gartenflächen.

 

Diese werden von heimischen Hecken eingefasst und können über eine Garten-Toolbox individuell auf die Bedürfnisse der Bewohner ausgestattet werden. Aus verschiedenen Elementen kann die Grundausstattung des eigenen Gartens individualisiert werden. So hat der Eigentümer die Wahl zwischen verschiedenen heimischen Heckenarten, gemischt oder monochrom, wild oder geschnitten. Ein Obstbaum kann ausgesucht werden, ebenso Wiese oder Rasen und der Belag des Sitzplatzes. So werden Anreize geschaffen, auch auf den Privatflächen ökologisch wertvolle Elemente zu integrieren.


An der Inzlingerstrasse wird der bestehende „Grüne Korridor“ gestärkt und der grüne Charakter der Strasse fortgesetzt. Die Mehrgenerationenhäuser profitieren von der ebenerdigen Zugänglichkeit der oberen Wohnung und orientieren sich entlang der dichteren Bebauung der Inzlingerstrasse Richtung Tal. Der obere Hauskörper schafft von der Inzlingerstrasse eine kleinmasstäbliche Identifizierbarkeit ähnlich einem Einfamilienhaus. Der im Hang eingebetette mineralische Sockel orientiert sich mit grossen Verglasungen zum Garten und bietet eine Aussicht.

 

Die Häuser in der Au sind multidirektional orientiert, teils zum Tal, jeweils vom Nachbarhaus abgewandt und innerhalb des Hauskörpers seitlich oder nach vorne versetzt. Die unterhalb des Balkons sich bietenden Nischen schaffen einen Zwischenraum der Semi-Privatheit zwischen Haus und Garten mit geschützten Sitzmöglichkeiten. Die Hecke kann individuell je nach Bedürfnis der Bewohner fliessend offen oder eher schützend für mehr Privatheit gestaltet werden.

 

Ein Holzhaus auf Betonsockel. Bei der Materialisierung beider Haustypen wurde bewusst zwischen dem erdberührenden Bauteil und den darüberliegenden Geschossen unterschieden. Mit der robusten, mineralischen Ausformulierung des Sockelgeschosses werden die Gebäude in den teils steilen Hang verankert. Die statischen Eigenschaften des Materials Beton erlauben es das Haus, je nach Platzierung im Quartier und den lokalen Gegebenheiten, flexibel auszurichten und zu öffnen.

 

Die Wände der Sockel aus Beton werden mit dünnen Betonplanken bekleidet, um den mineralischen Ausdruck am Hanggrundstück und die Robustheit in der Nutzung der Materialien beizubehalten. Die Gesimse und Balkonplatten werden in hochwertiger Sichtbetonqualität hergestellt. Auf diesem Betontisch sitzt ein in leichtbauweise erstelltes Holzhaus. Dieses orientiert sich nach Süden und profitiert durch die erhöhte Lage und den Versatz der Gebäude im Quartier zueinander mit Weitblicken ins Autal.