LEHMHAUS SCHLIENGERWEG BASEL NETTO NULL 2040


Wettbewerb 2023

Mehrfamilienhaus mit Kindergarten «Pilotprojekt Schliengerweg Netto Null 2040» Basel


Bauherr: Kanton Basel Stadt, Immobilien Basel Stadt

Vertreten durch: BVD, Hochbauamt Basel-Stadt


Projektadresse:

Schliengerweg 31, Basel


Team: Marco Zürn, Markus Stern

Arge: CAKE Architecture


In Zusammenarbeit mit Dr. Lüchinger Partner Ingénieur + Fassadenplanung, Prof. Wolfram Jäger, Bogenschütz AG HLKS, Nova Energie Basel


 

 

Stadtbausteine fürs Kleinbasel

 

Das Haus-Volumen wird im dichten Kleinbasler Quartier selbstbewusst an der Strassenecke platziert. Die Kubatur wird weitestmöglich vereinfacht und auf zwei Rücksprünge reduziert, So kann die Fläche ideal ausgenutzt werden. die Kompaktheit trägt zum eleganten Ausdruck bei. Ein ausschweifendes PV-Pultdach schliesst zur Strasse hin ab und akzentuiert und fasst die Blockecke. Östlich wird eine begrünte Laubenstruktur vor das Volumen gestellt - am Ort der Zweiteilung. 

 

Die Lücke zwischen zwei Kindergärten und je zwei Wohnungen pro Geschoss, dient als Begegnungsort, der ganz beiläufig auch der Erschliessung dient. Zur Strasse hin erweitert sich der Raum um Gemeinschaftsbalkone. Zum Hof bietet die Laube eine Eingangszone mit Sitzbank und fängt die Westsonne ein. Ein Oblicht bringt Sonne vom Dach in die Tiefe des Laubenbaus.

 

Die Kindergärten werden mit zwei separaten Eingängen erschlossen. Die Velos werden vor dem Haus parkiert. strassenseitig befindet sich der grosszügige Eingang zu den Wohnungen in einem offenen überdachten Bereich mit Lift und Stiege, der an die traditionellen Basler Holzkonstruktionen vor den Häusern erinnert. Re-use stahl- und aluteile prägen die konstruktion. silbrige Brüstungsgeländer mit Photovoltaik werden mit keramischem Digitaldruckverfahren farblich angepasst.

 

Die Wohnungen sind durch gleichwertige, wohlproportionierte räume mit Lehmwänden gekennzeichnet. das Raster von 4.4 m zieht sich von Nord nach Süd durch. Die zentralen Nassraumkerne aus Recyclingbeton schaffen eine kompakte Raumkombination aus Korridor mit Minimalbadzelle oder können durch Türen zu grösseren Familienbädern umgeklappt werden. Der tragende Lehmbau wird mittels Betonkern mit Notabläufen und Abdichtungen gegen Wasserhavarien geschützt.

 

Die enfilade ähnliche Raumabfolge erlaubt ein klassisches Wohnen oder eine Vollbelegung mit Schlafzimmern für Grossfamilien. Die Küchen und Wohnbereiche sind zugewandt zur Laube hin orientiert. Peripher werden die Wohnungen privater und intimer. 

 

Die Kindergärten sind als kreisförmige Raumabfolge um die Nassraumkerne herum gegliedert. Grosszügige Terrassentüren, die zum Hof hin öffenbar sind, lassen ausreichend Licht in die Räume. Die Lehmwände bringen den Kindern Nachhaltigkeit nahe und lassen haptisch fühlen und erleben, was gesundes Raumgefühl bedeutet. Im Sommer soll durch die massiven Lehmwände die Kühle der Nacht gespeichert werden.

 

Garten

Der Garten im Hof wird teilweise als gepflasterte Fläche ausgebildet, als Spielfläche für die Kinder. Spielgeräte können direkt aus dem gemeinsamen Geräte-Raum geholt werden. zum nachbarn ist eine grüne hintergrundwand mit Raumnischen für Sand, Wasser und Stauden ausgebildet.kleinere Bäume spenden schatten. Ein Sitzplatz kann ab mittag in der unterrichtsfreien Zeit von den Bewohnern genutzt werden. Lange Bänke laden zum verweilen ein. Vorne zur Strasse wird ein niederschwelliger grüner Übergang zu den Veloabstellplätzen und eingängen geschaffen.

 

Konstruktion  //  Re-Use  //  Future Re-Use

Beim Tragwerk wird, wo sinnvoll, auf natürliche Baustofe wie Lehm und Holz gesetzt. Auf Beton wird lediglich für die aussteifenden Nasszellen, Liftkerne, die Laubengangdecken, sowie das optionale Untergeschoss zurückgegriffen.

 

in den oberen Geschossen kommen als Geschossdecken Holz-Beton-Verbundbrettstapeldecken zum Einsatz, welche roh belassen werden. Für einen einfachen Rückbau und die Materialtrennung. um eine entsprechende nachträgliche Wiederverwendung dieser Hybridkonstruktion zu gewährleisten, wird eine innovative, mechanische, ausbaubare Verbindung zwischen Holz und Beton entwickelt. 

 

Die Decken kommen auf Lehmsteinwänden oder im EG auf Betonunterzügen zum liegen, welche in einem regelmässigen Abstand angeordnet sind. So kann eine direkte Lastabtragung sichergestellt werden, woraus ein effizientes Tragsystem resultiert.

 

Das Dachgeschoss ist als reine Holzbaukonstruktion konzipiert; als Geschossdecken kommen Holzträger zum Einsatz, welche mit einer Dreischichtplatte beplankt werden. Die Decken kommen auf Holzständerwänden oder -unterzügen zu liegen, welche in einem regelmässigen raster angeordnet sind und teilweise durch die unterliegende Decke abgefangen werden.

 

Ein Lehmunterlagsboden in den oberen Geschossen und ein RE-Use Eiche Parkett aus dem Schwesternhaus (Abrisshaus Areal Felix-Platter Basel) bilden die Böden ab.

 

Die Fenster der Wohngeschosse werden vom abzureissenden Schwesternhaus des Felix Platter Spitals geholt, saniert und als Kastenfenster in die Lehmwände eingebaut (2 hintereinander). Die kleinen Öffnungsflügel werden mit neuen Isolierscheiben ertüchtigt (zur Reinigung Fenster). Die bestehenden Verglasungen werden mit einer Wärmeschutzbeschichtung beschichtet und erfüllen somit die Energiewerte. Fenster gehören mit zu den CO2 intensivsten Bauteilen. Im Erdgeschoss werden im Kindergarten neue Fenster eingebaut.

 

Der Bestandsbackstein der bestehenden Garagen wird für den Schutz der Erdgeschossfassade als Verblender verwendet. Die Ziegel werden ungereinigt eingebaut, sandgestrahlt und mit einer dänischen Ziegelschlämme in Lehmfarbe beschichtet.

 

Die bestehenden Küchen aus dem IBS Re-Use Bauteilkatalog werden soweit möglich verwendet. Leuchten, Türdrücker, Sanitärobjekte werden als Re-use Patchwork-teile verwendet.

 

Durch den hohen Re-Use Anteil entsteht ein elegantes Gesamterscheinungsbild, welches durch die ruhige, homogene Fassade, sowie die Proportion der wiederverwendeten 50er Jahre Fenster gekennzeichnet wird.